Gemeinschafts(G)artenreich Rohrbach

OGV Rohrbach an der Ilm

In Rohrbach a.d.Ilm hat der Obst- und Gartenbauverein aus einer Brachfläche einen naturnahen Gemeinschaftsgarten gemacht. 16 Pächter bauen dort jetzt Gemüse und Obst in einer enormen Vielfalt an, und das auf Parzellen, die genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Beim Anlegen des Gartens waren Gemeinsinn, kreative Ideen, Garten-Knowhow und Upcycling gefragt. Kein Problem für den Verein und die neuen Gemeinschaftsgärtner.

Wer, wenn nicht der Obst- und Gartenbauverein (OGV) könnte ein ungenutztes, ca. 1300 m2 großes Gelände der Gemeinde in Rohrbach an der Ilm im Landkreis Pfaffenhofen zum Leben erwecken? Das dachte sich die Bürger-Arbeitsgruppe „Ortsbild“ und fragte bei Hans Tilp, dem Vorsitzendes den Verein an. Damit war die Idee zu einem Gemeinschaftsgarten in der Welt und beim OGV in den besten Händen. Die Gemeinde verpachtete dem Verein das Grundstück zu günstigen Bedingungen und im Herbst 2020 startete der Verein das Projekt.

Tipp vom OGV: Es ist hilfreich, sich im Vorfeld bei anderen Vereinen Tipps zur Organisation und zur Pachtverwaltung zu holen.

von der Brachfläche zum Rohrbacher Gemeinschaftsgarten

November 2020
Drinnen: Virtuelles Kennenlernen und Planen
Draußen: Pflügen der Fläche
März 2021 Eggen der Fläche
Unkraut entfernen mit der Grabgabel (Link zum Brachwurz-Projekt)
April 2021 Hochbeete aus gebrauchten Paletten bauen
Infoveranstaltung vom Kreisfachberater zu Naturgartenkriterien
Kompost anlegen
Säen, pflanzen, pflegen
Mai 2021 Pflanzentauschbörse
Juni/Juli 2021 Garten in voller Frucht und Blüte, ernten und nachpflanzen
Juli 2021 Vortrag vom Gartenexperten Thomas Jaksch: Alles über’s Gemüsegärtnern

Der OGV Rohrbach nutzt alle Kanäle zur Vernetzung und Kommunikation.

Innerhalb des Vereins kommunizieren die Mitglieder per WhatsApp. Für den Gemeinschaftsgarten gibt es dazu noch eine eigene WhatsApp-Gruppe. So sind alle schnell auf dem Laufenden.

Auf Instagram (gartenbauvereinrohrbach) postet der Verein Terminankündigungen, Bilder von Veranstaltungen und aus dem Gemeinschaftsgarten.

Wichtig ist dem Verein auch die Öffentlichkeitsarbeit über die Tageszeitung und die Gemeindezeitung. Dort gibt es immer wieder Berichte zum Projekt Gemeinschaftsgarten.

Die Bodenvorbereitung brachte es an den Tag: Die Brachwurz (auch als „Quecke“ bekannt) fühlte sich offenbar pudelwohl auf der Fläche. Dem Gemüseanbau kommt sie aber mit ihrem ungezügelten Ausbreitungsdrang in die Quere, deshalb gab es nur eins: die Brachwurz musste raus. Und das gründlich und mühsam mit der Grabgabel. Doch wohin mit all dem ausgestochenen ungeliebten Material? Der OGV Rohrbach hatte da eine pfiffige Idee. „Statt das Material zum Wertstoffhof zu fahren, machen wir daraus lieber so etwas wie ein Hügelbeet und pflanzen Kürbis und Zucchini darauf!“. Und das geht so:

  • Die ausgestochene Brachwurz auf einer freien Fläche im Gemeinschaftsgarten zu einen Haufen aufschichten (hier ergab das Material einen Haufen von 6 m Länge, 2,50 m Breite und 1,50 m Höhe).
  • Den Haufen mit Kartonagen abdecken. Die gibt es für umsonst und sollen möglichst wenig bedruckt sein (Tipp vom OGV: in Fahrradgeschäften fragen). Eine Abdeckung mit Plastik kommt für den Gemeinschaftsgarten nicht in Frage und ein Schafwollvlies ist relativ teuer.
  • In die Kartons Pflanzlöcher schneiden und Kürbis- oder Zucchinipflanzen einsetzen. Evtl. noch etwas Erde und Dünger mit in die Pflanzlöcher geben.

Die Kürbis- und Zucchinipflanzen haben so ein ideales, nährstoffreiches Pflanzbett, wachsen schnell und üppig heran und tragen reiche Früchte.

Dazu noch ein Tipp vom OGV Rohrbach:

Im zweiten Jahr wurde der Haufen noch mit Rasen- und Wiesenschnitt aufgefüllt. Das war aber ein Paradies für Schnecken, die sich die erste Pflanzung ungeniert einverleibt haben. Dagegen helfen aber sog. „Pflanzkragen“, die es im Biogartenversand gibt.

Langfristig möchte der Verein den Haufen mit Brettern umranden und aus dem zersetzten organischen Material ein „normales“ Beet machen.

Im Rohrbacher Gemeinschaftsgarten kommt am liebsten Material zum Einsatz, das günstig vor Ort zu haben ist. Fündig wurde der OGV oft in Kleinanzeigen im Internet:

  • Die Hochbeete entstanden aus Paletten. Bauanleitungen dazu gibt es im Internet.
  • Alte Zeltstangen wurden zu Rankgittern
  • Für Beeteinfassungen kam häufig Holz oder Material, das andernorts übrig blieb (z.B. Mauersteine) zum Einsatz

Aus geschenktem Palettenholz hat der OGV Rohrbach eine kleine Mini-Hütte zusammengebaut, in der Brennholz gelagert wird. Die bekam ein grünes Dach und ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie selbst kleine Bauwerke zu Mini-Lebensräumen werden können.

Für die Dachbegrünung des Brennholzlagers haben die Vereinsmitglieder einen 80 x 100 cm großen und 6 cm hohen Kasten gebaut (Lärche oder Douglasie eignet sich am besten), mit Teichfolie ausgeschlagen und an einer Seite ein Ablauf geöffnet. Der Kasten bekam eine Füllung mit Dachbegrünungssubstrat (besteht aus leichtem Lavamaterial) und aus den Gärten der OGV-Mitglieder kamen die passenden Pflanzen (z. B. Hauswurz) zum Einpflanzen.

Tipp vom OGV Rohrbach: das ist auch eine gute Lösung für Mülltonnenhäuschen oder Fahrradschuppen und kostet wenig.

Büchertipp:

  • Communitiy Gardening von Ben Raskin, Verlag: Haupt
  • Spannungsfeld Gemeinschaftsgärten von Christine Rottenbacher, Verlag: avbuch

Merkblätter

Der Bayerische Landesverband für Gartenbau und Landespflege hat einige wertvolle Merkblätter zu diesen Themen erstellt. Sie können stehen hier zum Download zur Verfügung:

Gemüse für Einsteiger (externer Link)

Selbstversorgung im Gemüsegarten (externer Link)

 uvm.

Der Wert für Mensch und Natur

Artenvielfalt Das Projekt besticht durch eine breite pflanzenbauliche Vielfalt (Gemüse- und Obstbau) auf Einzelflächen sowie der Gemeinschaftsfläche. Hervorzuheben ist der Netzwerkgedanke, wobei ein großer Teilnehmerkreis (Gemeinde, Ortsverein, Kreisverband, Fachfirmen, Privatpersonen) zur Vorbereitung und Beratung eingebunden wurde. Lobenswert ist die gute Öffentlichkeitsarbeit und die Nutzung des Garten als Rahmen für fachliche Vorträge. Der Gemeinschaftsgarten ist ein nachhaltiges, mitgliederförderliches Projekt mit Vorbildcharakter zur Nachahmung.
Klimaschutz
Nachhaltigkeit
Gesundheit
Kultur und Soziales

Der Tipp vom Bezirksverband

Das ist gelebte Gartengemeinschaft, in der sich jede und jeder entfalten kann.

Nicht immer ist das gemeinschaftliche Gärtnern nur harmonisch. Informieren Sie sich in einem Gemeinschaftsgarten ob und welche Regeln hierfür notwendig sind.

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